Aguita Project in Contumazá, Peru
Im Dezember 2012 und Januar 2014 haben wir in der kleinen Andenstadt Contumazá zusammen mit Kindern und Jugendlichen im Alter von 6-16 Jahren ein Musikprojekt zum Thema Wasser verwirklicht. Die Stadt Contumazá gehört zu der nordperuanischen Region Cajamarca, wo vielerorts die Probleme mit Wasserversorgung und -sauberkeit besonders drastisch sind. In Cajamarca wird man noch stärker als anderswo in Peru alltäglich mit der Armut der Menschen konfrontiert – tatsächlich handelt es sich um eine der ärmsten Regionen des Landes. Wenn man bedenkt, das genau dort das größte und profitabelste Goldabbaugebiet Lateinamerikas liegt, stimmt das etwas nachdenklich. Als wir nach unserer Ankunft in Cajamarca mit den Einheimischen – unter anderem mit umweltpolitischen Aktivisten sowie Vertretern der Regionalregierung im Umweltministerium – über dieses Thema sprachen, erfuhren wir dabei so einige haarsträubende Dinge. Die Lebensbedingungen der Cajamarquinos haben sich vor allem seit dem Einzug des Goldminen-Großprojektes “Conga” massiv verschlechtert. Vielerorts ist keine ausreichende Versorgung mit sauberem Trinkwasser mehr sichergestellt, zudem mehren sich Gesundheitsprobleme durch Giftstoffbelastung. Der Bergbau hat sich genau an den natürlichen Quellgebieten angesiedelt, welche für den Wasserhaushalt der Region von entscheidender Bedeutung sind. Flüsse, Seen, Lagunen und Böden werden mit hochtoxischen Schwermetallen belastet oder völlig ausgetrocknet, und damit die Lebensgrundlage der Menschen bedroht, welche zum Großteil von der Landwirtschaft leben. Die immer weitere Ausweitung des Goldabbaus gegen den Willen der Bevölkerung und die Hörigkeit der Regierung gegenüber den Minenkonzernen zog schwerwiegende soziale Konflikte mit sich. Proteste von Kleinbauern, die ihre Stimme erheben und für ihr Mitspracherecht kämpfen, wurden in der Vergangenheit gewaltsam niedergeschlagen.
Während anderenorts ein tatsächlicher Kampf ums Überleben stattfindet, ist die Stadt Contumazá bisher noch kaum von Problemen der Wasserknappheit und -qualität betroffen – das Wasser kann sogar bedenkenlos aus der Leitung getrunken werden. Allerdings könnte sich dies bald ändern, da Grabungen in der Nähe geplant sind. Da Wasser also (nicht nur) im Norden Perus ein großes Thema darstellt und von weltumfassender Bedeutung ist, haben wir uns entschlossen, diese Problematik zusammen mit den Kindern und Jugendlichen Contumazás musikalisch zu verarbeiten. In der Workshopwoche, die kurz vor Weihnachten stattfand, führten wir die Kinder und Jugendlichen mithilfe von Improvisationsspielen, Rhythmus-und Reimübungen ans Songwriting heran. Sie schrieben sehr eindrucksvolle Texte für ihre Rap-Teile, mit denen sie dazu aufrufen, das Wasser als etwas Heiliges wertzuschätzen und als ihre Lebensgrundlage zu schützen. „Aguita mi vida“ wurde der entstandene Song betitelt – „Wasser, mein Leben“. In der zweiten Projektphase Mitte Januar haben wir den Song mit den Teilnehmern weiter eingeübt und geprobt, die Aufnahmen fertiggestellt und den Videoclip zum Song gedreht. In diesem verkünden die Kinder und Jugendlichen eine wichtige Botschaft: Der Schutz des Wassers und der Umwelt ist ihnen ein dringendes Anliegen, denn es geht um ihre Zukunft, es geht um die Welt in der sie und nachfolgende Generationen menschenwürdig leben möchten. Alle sind dafür verantwortlich, ein jeder kann einen kleinen oder größeren Teil dazu beitragen. Es gilt letztlich, wieder im Einklang mit der Natur leben zu lernen, der Mutter Erde mit Liebe und Respekt zu begegnen und ihr zurückzugeben, was man ihr genommen hat.